Unbekannter Künstler

Gedenkschrift für Hermann Köhl, ca. 1954

Stolz auf den berühmten Sohn der Stadt spricht aus diesen Zeilen: „An dieser Stelle stand das Geburtshaus von Hermann Köhl, der als Erster am 12./13.4.1928 im Ost-Westflug den Atlantik bezwang.“ Mit dem Initial „B“ unterzeichnet, findet sich diese unscheinbare Inschrift an der Muschelkalk-Wand des 1954 fertiggestellten Neu-Ulmer Rathauses. Daneben ist ein auf die gleiche Weise in die Wand eingraviertes Bild eines Flugzeugs zu sehen. Die Abbildung entspricht übrigens ziemlich genau dem Typ Junkers W 33, mit welchem Hermann Köhl (1888-1938) seinen wagemutigen Flug unternahm. Köhls Begleiter für das waghalsige Unternehmen, der irische Copilot James C. Fitzmaurice (1889-1965) und der Flugenthusiast und Besitzer des Flugzeugs Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld (1892-1929), finden allerdings keine Erwähnung.

Ergänzung

Auch die eigenwillige Typografie entspricht dem Charakter dieses kleinformatigen Denkorts. Die unbekannten Gestalter wählten eine schlanke Proportion der Großbuchstaben, die sich in Größe und Form dem hochformatigen Raster der Steinplatten in der Wandfläche einpasst. Auffallend ist dabei das schräg geschwungene „S“, das in einem eigenartigen Spannungsverhältnis zur schlanken Statik der anderen Buchstaben steht.

Kommentar

Unscheinbar ist diese Inschrift jedoch eher für die heutige Wahrnehmung. In den 1950er-Jahren, als das Rathaus gebaut wurde, war diese Inschrift eine auffallende Besonderheit. Ein Rätsel gibt der Buchstabe „B“ auf, mit welchem dieser Text unterzeichnet ist. Handelt es sich dabei eventuell um den damaligen Stadtarchivar, den Heimatpfleger Arthur Benz?

Impuls

Welcher Person käme heute wohl die Ehre zu, mit einer solchen Inschrift an der Fassade eines Rathauses verewigt zu werden – oder sind solche Helden inzwischen rar geworden? Und was wären heute angemessene Orte und die Ausdrucksformen, um eine verdiente Person zu ehren?

Zweiter Blick

Detail: die Junkers-Maschine