Bernar Venet

ARC 50.3°, 2006

Ein 34 Meter hoher Vierkant-Stahl, zu einem offenen Kreisbogen geformt, der sich von der Bahnhofsstraße her um das Gebäude biegt, es überragt und es zu durchdringen scheint: Bernar Venet weiß sehr wohl um die Wirkungen, die von einer einfachen und monumentalen Form ausgehen. Der französische Künstler ist weltweit mit solchen „Arcs“ vertreten: in Versailles, in New York, Paris, in Bonn und Berlin kann man seinen großen Bögen aus Cortenstahl begegnen. In aller Regel kennzeichnet er diese Bögen mit der entsprechenden Gradzahl: ARC 50.3° weist seine Skulptur am Eckhaus Bahnhofs- und Reuttierstraße in Neu-Ulm auf.

Ergänzung

Ein derart enger Bezug zum Gebäude ist im Werk Venets eine Ausnahme geblieben. Die Skulptur geht auf einen Dialog mit dem Bauherren zurück: Werner Schneider hatte sich für seinen Firmensitz in Neu-Ulm eine enge Verbindung von Kunst und Architektur gewünscht. "Im Grunde genommen war das eine echte Kreation, weil ich nie zuvor daran gedacht hatte, eine solche Skulptur anzufertigen. Ich dachte daran, Bögen gegen Gebäude zu lehnen." sagte Venet später in einem Interview über diese 2006 fertig gestellte Arbeit. „ARC 50.3°“ macht das Eckhaus zu einer unverwechselbaren Landmarke. Mittlerweile bildet das Kunstwerk das Logo der Firma und das Haus heißt Venet-Haus. Auch eine angrenzende Straße trägt den Namen des französischen Künstlers. Ein sehenswerter Skulpturenpark von namhaften Künstlern ist im Hof des Gebäudes zu sehen, eine Galerie lädt in das Innere ein. Und eine weitere Skulptur Venets, "ARC 78.5° x 8" prägt den Gebäudekomplex seit 2015 nach Süden hin.

Kommentar

Venets Bögen sind hoch signifikant. Doch sein Oeuvre umfasst zudem Teerbilder, Zeichnungen, Performances und nicht zuletzt Bühnenbilder. Weitere Skulpturen Venets nutzen ebenso wie die „Arcs“ Cortenstahl als Material. Für seine "Indeterminate Lines" beispielsweise hat er offenere Formen entwickelt und auch hier sind kreisende Bewegungen häufig. Man kann bei ihren Linienverläufen an Choreografien denken, auch an Venets Performances und Bühnenbilder. Und schließlich stehen seine architektur- und stadtraumbezogenen Arbeiten ebenfalls im Zusammenhang von Bewegungen. Ihre Betrachter können das exemplarisch nachvollziehen, wenn sie sich entlang der Arcs durch Neu-Ulm bewegen und dabei die verschiedenen Ansichtsseiten des Venet-Hauses im Zusammenspiel mit Venets Kunst wahrnehmen.

Impuls

Venets Skulpturen beziehen sich immer auf ihre topografische oder stadträumliche Situation. Aber wie genau und wo docken sie an den Gebäuden oder ihrer Umgebung an? Wie meistert Venet überhaupt die Statik dieser riesigen aufrecht stehenden Bögen? Hängt ihre gebogene Form eventuell auch mit ihrem Eigengewicht zusammen?

Zweiter Blick

Blickachse durch Neu-Ulm mit „ARC 50.3°“

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