Hans Bühler

Merkur

Merkur ist in der Antike der Gott, der für Handel und Wirtschaft zuständig ist. Das hat ihn zu einem beliebten Motiv gemacht für Gebäude, in denen mit Geld umgegangen wird. Die von Hans Bühler geschaffene Figur im Eingangsbereich der Sparkasse Neu-Ulm steht in dieser Tradition. Charakteristisch sind die Flügel an Hut und Fußgelenken, der Beutel sowie der von zwei Schlangen umrankte geflügelte Merkur- oder Hermesstab. Sie sind Attribute des göttlichen Herolds, der Ratschlüsse aus dem Olymp verbreiten soll. Der römische Gott Merkur entspricht im Übrigen weitgehend seinem griechischen Pendant, dem Hermes.

Ergänzung

In der Ausführung zeigt sich Bühlers Figur jedoch als typische Plastik der 1950er-Jahre. Insbesondere der gerundete Kopf mit den leicht abstrahierten Gesichtszügen entspricht den Darstellungen aus dieser Zeit. Auch die eingeknickte Hüfte zeugt von den Bemühungen der Nachkriegsskulpturen, die seit der Antike geltenden Regeln von Kontrapost und Körperstatik aufzulockern und neu zu interpretieren.

Kommentar

Die bauliche Situation innerhalb des Eingangs besteht erst seit 2015, als die historischen Gebäude der Sparkasse um einen Anbau zur Herdbrücke hin erweitert wurden. Bühlers Figur war ursprünglich für die Außenwand des Gebäudes geschaffen worden. Hoch oben an der Wand angebracht wirkte sie auf weite Sicht hin. In der jetzigen Anbringung hat sich der Blickwinkel des Betrachters geändert: Der antike Gott ist überraschend nahbar und nur knapp über Kopfhöhe schwebend. Seine Blickrichtung bekommt in dieser Situation eine erzählerische Note, eine eigene Bindung zum Kunden, der die Sparkasse betritt.

Impuls

Merkur verkündete den Menschen göttliche Botschaften. Welche hält wohl der Neu-Ulmer Merkur parat? Was kann man erwarten, angesichts des Beutels in der Rechten des Gottes und seines leichten Lächelns?

Zweiter Blick

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