Klaus H. Hartmann

Donau-Welle, 1993

Planmäßig angerostet ist die Oberfläche der „Donau-Welle“, einer Skulptur des Berliner Bildhauers Klaus H. Hartmann. Neben dem Donauufer hat er auf einer freien Fläche seine technisch anmutende Konstruktion aufgestellt. Die „Donau-Welle“ spielt mit den Bewegungen des Wassers: Wenn ein Hochwasser der Donau die Skulptur erreichen sollte, könnte der flache und hohle Quader im Inneren Auftrieb erzeugen und so eine Mechanik in Gang setzen. Eine Rahmenkonstruktion aus zwei torartigen Trägern hält diesen metallischen Kubus an zwei Stellen, ähnlich wie bei einer beweglichen Brücke oder einer Schleuse. Eine direkt begreifbare Funktion ist jedoch nicht ablesbar, und auch der angerostete Zustand der Oberflächen lässt vermuten, dass eine konkrete Funktion seit Längerem nicht mehr stattgefunden hat.

Ergänzung

Seit dem Pfingsthochwasser 1999 ist die in dieser Skulptur mögliche Bewegungsmechanik fixiert. „Besser, als dass sich jemand an den beweglichen Teilen verletzt“, kommentiert der Künstler diese Sicherungsmaßnahme. Damals trieb das steigende Wasser den Quader nämlich aus seinem Gerüst und lagerte ihn an anderer Stelle ab.

Von Klaus H. Hartmann stammt auch die farbig gefasste Skulptur „Pink Flamingo“ auf dem Kunstpfad in Ulm. Als Mitbegründer der Künstlergruppe „Odious“ hat er auch Skulpturen gemeinsam mit seinen Kolleg*innen, unter anderem Gisela von Bruchhausen und Klaus Duschat realisiert.

Kommentar

Für Passanten ist es mitunter unklar, ob dieses Objekt nicht vielleicht doch ein Apparat ist, der irgendeinem Zweck dient. Die ablesbare und im Grunde einfache technische Konstruktion und das durch sie vorstellbare Naturereignis eines Donauhochwassers gibt den sachlichen Formen der Skulptur eine spezielle Aufladung. Es geht um eine Mechanik, die nur eventuell in Gang kommt – und als solche spielt sie mit dieser Möglichkeitsform. Nicht zuletzt der poetische Titel weist in diese Richtung: Die Bewegung der Donauwellen könnte man an dieser rechtwinkligen Konstruktion nur bei Hochwasser erleben. Aber würde man dann in Gummistiefeln hingehen (dürfen), um dieses Schauspiel anzusehen?

Impuls

Wie muss man sich die Bewegung der Skulptur eigentlich genau vorstellen: als ein pendelndes Schwingen oder als ein Auf und Ab? Denkt man an diese Möglichkeit, wenn einmal wieder Donauwellen auf dem Kuchenteller stehen?

Zweiter Blick

Donau-Welle

Seitenblick

Nicht weit von Klaus Hartmanns "Donau-Welle" umfährt der Donauradweg an einer Brücke einen kleinen Kreisel, in dessen Mitte rot-weiße Baken eine Pflanze einfassen. Ist das vielleicht auch eine Skulptur?

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