Klaus Staudt
Endlich, 1984/91
Dauerleihgabe Sammlung Dietmar Klütsch
Die geometrische Ordnung interessiert Klaus Staudt. Er geht von einem Grundriss von zwei mal vier Quadraten aus und stellt darauf Rechtecke: jeweils ein Paar gegeneinander gelehnt, mit regelmäßig wachsenden beziehungsweise abnehmenden Höhen. Solche konstruktiven Verhältnisse von Flächen und Winkeln bieten ihm immer neue Anreize für seine Werke. Möglicherweise mehr noch gilt sein Interesse dem Licht: wie es als Material gesehen werden kann und mit einer zumeist im Raster angeordneten Struktur auch Schatten erzeugt. Deshalb arbeitet der Schüler und Vertraute von Ernst Geitlinger auch gerne mit hellem Karton, und nicht zuletzt mit Plexiglas. So hat er viele eigene Räume entstehen lassen, im Kastenrahmen, im Relief, in Skulpturen oder Installationen.
„Endlich“ hat Klaus Staudt seine Skulptur im Freizeitpark von Wiley genannt. Im Oeuvre des Künstlers nimmt diese Arbeit eine Sonderstellung ein: in dieser Dimension und mit schwarz lackiertem Stahl als Material hat Staudt selten gearbeitet. Aber „Endlich“ erschließt für sein in vielen kleineren Bildreliefs erprobtes Spiel zwischen Licht und Schatten, Materie und freigelassenem Volumen eine neue Möglichkeit. Im Außenraum neben dem elegant-dunklen Gebäude der Fachhochschule, neben den Bäumen im Park ergeben sich andere Verhältnisse: Es geht nicht nur um Proportionen innerhalb des Kunstwerks, sondern auch um die Wechselwirkungen zur Umgebung.
Klaus Staudts Kunstwerke sind für das Auge ihrer Betrachter immer geometrische Aufgabe und optisches Spiel zugleich. Die zugrunde liegenden Ordnungssysteme legt er bewusst einfach an und fordert dann die Wahrnehmung heraus, wenn er – wie beispielsweise in seiner Neu-Ulmer Skulptur – die Höhen und die Winkel der gegeneinander gelehnten Einzelelemente zueinander variiert. Der alte Pythagoras hätte seine helle Freude an den Verhältnissen dieser rechtwinkligen Dreiecke zueinander gehabt. Zudem überrascht die Leichtigkeit, mit welcher Klaus Staudt seine geometrische Formen immer wieder neu auslotet. Auch wenn es sich - wie hier - um eine Konstruktion aus schwerem, schwarz lackierten Stahl handelt.
Man sollte sich die Zeit für den Besuch von Staudts Skulptur bewusst aussuchen - spätestens wenn man sie erneut besucht. Wo steht die Sonne jetzt - und wie hell scheint sie? Und wie beeinflusst beides das Spiel der Überschneidungen und Schatten, welche durch das konstruktive Gerüst des Kunstwerks erzeugt wird? Haben sich auch die umgebenden Pflanzen verändert und erzeugen neue Verhältnisse?
"Endlich"