Max Pöppel

Elefantengruppe, 1953

„Elefantensiedlung“ – dass eine gesamte Siedlung von ihrem zentralen Kunstwerk einen Namen bekommt, ist ungewöhnlich. Die Skulptur des Bildhauers Max Pöppel ist im Auftrag des Bundes entstanden: Kunst am Bau war für die 1951 neu geschaffene Siedlung geboten, denn damals entstand sie für „displaced persons“. Rund 1000 Personen, die aus ihrer Heimat verschleppt, Zwangsarbeiter oder überlebende Insassen von Konzentrationslagern gewesen waren, sollten hier eine neue Heimat bekommen. Denn viele von ihnen konnten oder wollten nicht in ihr vormaliges Heimatland zurückkehren.

Ergänzung

Tierfiguren sind häufig als öffentliche Skulpturen von größeren Siedlungen geschaffen worden. Sie bilden so etwas wie den künstlerischen Mittelpunkt einer solchen Baumaßnahme, nicht selten in Verbindung mit Spielplätzen, Brunnen oder anderen Aufenthaltsorten der Siedlungen. Konventionelle Darstellungsweisen wie in der Skulptur Pöppels trifft man hier oft an; experimentellere Kunst am Bau dieser Zeit findet sich dagegen interessanterweise eher an Gebäuden mit hoher staatlicher Repräsentanz. 1993 kaufte die Stadt Neu-Ulm die Siedlung vom Bund. Danach wurde die gesamte Anlage saniert; die Freiraumgestaltung von ver.de landschaftsarchitektur, Freising erfuhr 2011 sogar im Rahmen der Verleihung des Deutschen Landschaftsarchitektur-Preises eine Würdigung.

Kommentar

Ein Elefant ist für Neu-Ulm in keiner Weise mit der Geschichte der Stadt verbunden. Die Wahl dieses Tieres kann man im Zusammenhang sehen mit den Tiermotiven und kämpferischen Symboliken, die zur Zeit des Nationalsozialismus gerne benutzt wurden. Der Elefant war als Motiv hingegen unbelastet und konnte von seiner Größe und Wirkung her durchaus seine Rolle als Blickpunkt für diese Siedlung erfüllen. Zudem war dieses leicht erkennbare Tier auch für die hierher verschlagenen BewohnerInnen ein Stück Exotik im Alltag. Die familiäre Szene mit Elefantenkuh und Jungem verband das mit einer vertrauten Perspektive: Immerhin war die Siedlung als eine neue Heimat auf die Zeitdauer mehrerer Generationen hin geplant.

Impuls

Kunst am Bau meint immer auch den räumlichen Zusammenhang – und in diesem Falle durchaus die gesamte Siedlung. Aber wohin orientiert sich die Elefantengruppe, was ist für Betrachtende ihre „Schokoladenseite“? Gibt es auch „Deckung“ oder ein Versteck für die Elefanten? Und ist dieses überhaupt notwendig?

Zweiter Blick

Rückenansicht

Seitenblick

Wenn Sie in Richtung des Wiley-Quartiers unterwegs sind, fällt Ihnen gewiß der mit Wolken bemalte Schornstein des Blockheizwerks auf.

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