Wasserturm
Stadtbaumeister Jakob Walder, 1900
Die neobarocken Formen des Wasserturms in Neu-Ulm sind für das 19. Jahrhundert typisch. Die hervortretenden Architekturelemente umschließen einen damals hochmodernen Stahlbehälter; historistischer Architekturschmuck verbindet sich mit neuen technischen Aufgaben, die damals nach dem neusten Stand gelöst wurden. Heute ist der Wasserturm ein Wahrzeichen der Stadt Neu-Ulm.
1898 hatte man begonnen, über dem seit 1853 existierenden Kriegspulvermagazin der Festung einen Wasserturm zu bauen. 1900 war er fertig: Mit der Pumpstation und dem Leitungsnetz stellte er die Trinkwasserversorgung der Stadt sicher. Auf diese Errungenschaft war man stolz. Seit 1910 lud der neu angelegte Kollmannspark zum Flanieren ein. Nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage 1953 verändert. Der neobarocke Treppenaufgang (der wohl auch die Pulvermagazine in eine anmutige Form bringen sollte) verschwand. Zehn Jahre später wurde die gesamte Anlage außer Dienst gestellt, 1994 bis 1996 saniert. Heute umschließt ein Vorbau den Turmsockel.
Türme nimmt man zumeist von unten wahr. In aller Regel verjüngen sie sich nach oben und wirken damit noch höher. Wassertürme dagegen müssen ihr Reservoir möglichst hoch bergen und haben damit eine Art "Wasserkopf". Daher ist dieses dicke obere Ende architektonisch oft besonders gestaltet, während der Turmschaft schlichter ausfällt. Wasserversorgung ist heute ein grundsätzlicher Standard-Anspruch; die dazugehörigen Gebäude werden entsprechend weit weniger aufwendig gestaltet.
Wenn man nicht weiß, dass es sich um einen Wasserturm handelt – an was könnte die Architektur erinnern? Was signalisiert der Turm eigentlich von seiner ursprünglichen Aufgabe als Wasserbehälter nach außen? Wenn er nicht mehr als Wasserturm taugt – wie könnte man ihn anders nutzen?
Planungsskizzen